4 Tage in Buenos Aires

Mittowch: Gegen Abend gehen wir zur Gruppenklasse von Martín und Maurizio und beschließen, zu Fuß nach Hause zu gehen. In der Straße Sarmiento hören wir Tangomusik aus einer Bar und schauen kurz rein. Dort singt eine Italienerin, begleitet von einem Gitarristen, argentinische Tangos und ein paar italienische Stücke. Stefan aus Halle sitzt unter der Zuhörern und wir beschließen, eine Weile zu bleiben. Dann sehen wir auch noch Eugenia und Sebastian dort sitzen und schließlich kommt Matilde Vitullo, die Bandoneonistin vom Orquesta Tipica Imperial hereingeschneit:). Sie erzählt uns, dass sie am nächsten Abend hier spielen wird, und wir verabreden uns dafür.

Donnerstag: Wir verabreden uns für den Abend auch noch mit Nicolas vom Saxophon-Quatett D’Coté und treffen uns dann zum Konzert von Matilde und ihrem Freund und Gitarristen Juan in der Bar. Dort sind auch wieder Stefan und einige Leipziger und Hallenser. Matilde spielt Folklore aus dem Norden Argentiniens und mir wird klar, dass das Bandoneón hier nicht nur für den Tango verwendet wird, sondern auch in der argentinischen Folklore tief verwurzelt ist. Nach dem Konzert schnacken wir noch eine Weile mit Nicolas und fahren anschließen in die Villa Malcolm.
Dort spielt das Sexteto Milonguero in seiner leicht geänderten Besetzung und kaum dass wir da sind, winkt eine hübsche Argentinierin, aber ich denke, die meint nicht mich. Sie hört dann auch wieder auf. Dann grüßt mich so ein Typ und sagt, Du bist doch aus Erfurt? Sogar meinen Namen wußte er. Ich hab aber immer noch keine Ahnung, wer das ist. Dann kommt ein Showauftritt und der Typ tanzt mit der Argentinierin, die gewunken hat. Jetzt endlich klickt es bei mir. Das sind Vicki und Jose, die ein paar mal beim Verein zu Gast waren. Mir ist das natürlich saupeinlich. Aber wir gratulieren ihnen zur Show und führen noch ein entspanntes Gespräch.
Natürlich freuen wir uns, die Sexteto-Leute wieder zu sehen und die freuen sich genauso. Irgendwie komisch wird uns aber, als uns hier so richtig klar wird, dass wir sie in diesem Jahr gar nicht eingeladen haben. Allerdings kann sich das auch noch ändern…

Freitag: Flabella-Schuhe sind immer etwas besonderes. Falls man sie wirklich bekommt. Es dauert aber immer etwas länger. Noch wissen wir nicht, wie es diesmal ausgeht. Jedenfalls sind sie bisher nicht fertig.
Wir gehen heute in unsere Lieblingsparilla an der Ecke Thames und Cordoba. Der Parillero erwartet uns und wir bekommen sein leckerstes Bife de Chorizo Mariposa. Dazu wird ein Flichmann-Malbec gereicht und wir sind happy. Allerdings ist Maike nach der Flasche Wein das erste Mal müder als ich:). Trotzdem gehen wir noch zum El Yeite-Festival ins Canning. Das ist ja auch fast um die Ecke. Dort ist es rappelvoll und es gibt Stehtango. Das zweite Showtanzpaar ist super: Pablo Rodriguez mit seiner neuen Partnerin Natasha, allerdings hatten die natürlich auch Platz zum tanzen. Ein Taxi bringt uns gegen 4 nach Hause.

Samstag: Heute geht es ins Theatro Colón. Das beste Haus am Platz. Es ist immer wieder überwältigend. Mariano hat uns zu einem großen Konzert eingeladen und so sitzen wir mit ihm, seiner Partnerin Maral, La Rubia, Ishka, Pablo und weiteren Freunden im 6. Rang und blicken in diesem gewaltigen Haus auf ein Orchesta Tipica, dass dort ganz weit unten unverstärkt spielt. Die Akustik unserer Esquina wird hier noch übertroffen.
Es ist eine Hommage an Horacio Salgan. Unter der Leitung seines Sohnes spielen wunderbare Musiker, mal als Quinteto Real, mal als Orquesta Tipica. Dazu kommen ehemalige Bandoneonisten von Salgan. Und nun haltet euch fest: zuerst Juan José Mosalini, dann Julio Pane danach kam Ernesto Baffa und zum Schluß: Néstor Marconi. Das Konzert war genial. Das Theatro ist ausverkauft. Die Argentinier feiern ihren Tango. Nach “Fuego Lento” als Zugabe und stehenden Ovationen setzt sich das Publikum einfach wieder hin und will nicht gehen. Dann klingen Akkorde der Cumparsita an und im ersten Augenblick bin ich etwas enttäuscht. Das erscheint mir zu einfallslos. Ist es aber nicht – so eine Cumparsita hab ich noch nicht gehört: Gänsehaut und vermutlich nicht nur ich.
Danach suchen wir in der überfüllten, nachsommerheißen Calle Corrientes zusammen mit Mariano, Maral und zwei weiteren Freunden ein Restaurant zum Essen. Das ist nicht ganz einfach, aber wir landen zum Schluß in einem sehr preiswerten Laden mit sehr leckerem Essen und langen Gesprächen über Tango, Tänzer und Freunde.

Morgen geht es für ein paar Tage in den Norden von Argentinien (Humahuaca), ich muss noch packen und dann ins Bett.

Hier sind wieder ein paar neue Fotos dazu gekommen.